Operation gelungen – Patient tot.

Ein weiterer Sündenbock ist ein Käfer: der Borkenkäfer. Er wird für das Absterben von Fichtenplantagen verantwortlich gemacht. Dabei kann das kleine Tier überhaupt nur so viel Schaden anrichten, weil – wieder einmal – der Mensch eingreift. Denn die Fichten, die dem Borkenkäfer zum Opfer fallen, sind eigentlich eine kälteliebende Baumart, die in den Tiefenlagen Deutschlands gar nichts zu suchen hat.

Die Fichten der riesigen Monokulturen sind schon durch ihren Standort geschwächt. Für sie ist Hitze Stress pur. Sie stoßen dann Aerosole aus, deren Geruch wir als angenehm empfinden. Auch der Borkenkäfer riecht das. Das Männchen wagt sich zuerst vor und bohrt ein Loch in eine Fichte. Wenn der Baum noch stark genug ist, ertränkt er den Borkenkäfer einfach mit einem Harztropfen. Kann sich der geschwächte Baum aber nicht mehr wehren, sendet das Männchen ein Duftsignal aus und kommuniziert seinen Artgenossen: „Alle mal herkommen, das Buffet ist eröffnet.“

Doch dann es kommt noch schlimmer, denn nun geht der Mensch mit Kahlschlag dazwischen in der Hoffnung, die Ausbreitung des Befallsgebietes so in den Griff zu bekommen. Das ist allerdings kontraproduktiv, denn durch einen Kahlschlag werden auch noch die angrenzenden Fichtenplantagen unter Stress gesetzt. Besser wäre, einfach nichts zu tun. Denn das Totholz bietet Lebensraum für die natürlichen Fressfeinde des Borkenkäfers, es spendet Schatten und speichert Wasser. Abholzungen zum Schutz vor Borkenkäfern führt zu: „Operation gelungen, Patient tot.“

mehr dazu im Buch Waldwissen von Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch